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12.05.15 –
Zweifel an Bedarf, Natur- und Sozialverträglichkeit sowie gesamtstädtischem Nutzen
Für die Fraktion der GRÜNEN im Rat zeichnet sich nach den bisher von Befürwortern und GegnerInnen angeführten Daten, Fakten und eigenen Recherchen ab, dass der gesamtstädtische Nutzen eines Golfplatzes am südlichen Stadtrand zu gering ist, um mögliche nachteilige Folgen zu rechtfertigen. „Für wenig glaubwürdig halten wir vor allem das Argument, auf dem Gelände der Bauschuttdeponie könne ein Volksgolfplatz mit sozialverträglichem Sportangebot und nachhaltigem Verkehrskonzept entstehen“, erklärt der Vorsitzende der Fraktion, Rolf Becker. „Ein Golfplatz, auf dem kaum hundert Menschen am Tag für 50 bis 70 Euro eine Runde spielen dürfen, halten wir für sozialpolitisch unverträglich.“ Selbst wenn bestehende Bewegungsmöglichkeiten nicht einschränkt werden, ist auch der Flächenverbrauch kaum verantwortbar. Die Frage der Naturverträglichkeit bekommt zusätzliches Gewicht, weil auf die Prüfung kleinerer Varianten, z.B. mit nur neun Löchern statt 18, verzichtet wurde. „Es wurde so groß wie möglich geplant, statt so klein wie nötig.“
Bei den bisherigen Planungen wird die Alternative einer grundsätzlich anderen Entwicklung des südlichen Gürtels um Geismar herum bis hin zum Kiessee völlig außer Acht gelassen. Dem Naturschutz (mit dem Rebhuhn als besonders bedrohter Zeigerart) beispielsweise wäre viel mehr gedient, wenn die 42 ha Ackerfläche, die für den Golfplatz umgewandelt werden sollen, vollständig ökologisch bewirtschaftet würden. 75 % dieser Flächen werden bislang noch konventionell genutzt. Durch eine konsequente Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung und die Renaturierung der weitgehend ausgeräumten Feldflur, z.B. mit Ackerrandstreifen und Feldgehölzen, würden die Flächen erheblich aufgewertet und der Naherholungswert für alle Bürgerinnen und Bürger deutlich gesteigert. In diesem Fall verändern sich die Bezugsgrößen für die Vergleiche der Bodenbelastungen durch die verschiedenen Nutzungen entscheidend. Konzepte für die Renaturierung der südlichen Feldmark liegen seit über 20 Jahren in der Schublade. Unabhängig von den derzeitigen Planungen sollte daher am südlichen Stadtrand langfristig ein Grüngürtel vom Drachenberg bis nach Rosdorf mit Priorität für die Naherholung und den Naturschutz fest im FNP verankert werden.
Die Planung dieses Einzelprojekts erfolgt vor dem Hintergrund der Neuaufstellung des Göttinger Flächennutzungsplans für die kommenden 25 Jahre – ein Verteilungskampf um die relativ kleinen Göttinger Flächen für vielfältige Zukunftsaufgaben der Stadt. Abzuwägen sind neben den Anforderungen von Wohnen und Gewerbe auch die des Klima-, Natur-, Landschafts- und Gewässerschutzes, der Naherholung und der Bewahrung kostbarer Flächen zur Lebensmittelproduktion. Die Äcker rund um Göttingen gehören zu den ertragreichsten in ganz Deutschland. Dabei haben wir sorgfältig die Größe des ökologischen Fußabdrucks der verschiedenen Nutzungen abzuschätzen. Eines der wichtigsten Ergebnisse des Masterplans 100 % Klimaschutz ist die Forderung nach der Suffizienz, also des Maßhaltens. Im Falle des Golfplatzes drängt sich damit die Frage geradezu auf, ob wir uns den Luxus erlauben können und wollen, naturräumlichen Ressourcen in diesem Umfang für diese besondere Art der Nutzung bereit zu stellen. Ist es uns das wert?
Die GRÜNEN sprechen sich daher dafür aus, den Golfplatz auf der naturräumlich gut entwickelten Fläche im Bereich der Bauschuttdeponie aus der Flächennutzungsplanung zu streichen. Es sollte nicht vergessen werden, dass in benachbarten Gemeinden bereits Golfplätze vorhanden sind, die die vorhandene Nachfrage bislang in ausreichendem Maße bedienen konnten und einer engeren Kooperation sicherlich aufgeschlossen gegenüber stehen.
Kontakt: Rolf Becker, Vorsitzender der GRÜNEN Fraktion im Rat der Stadt Göttingen, beckernives@ web.de
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