Die Ausstattung und Förderung der Integrationsklassen an Regelschulen in Niedersachsen ist seit Jahren unzureichend und muss dringend verbessert werden. Mit dieser an die CDU/FDP-Landesregierung gerichteten Forderung reagiert der schulpolitische Sprecher der Göttinger Ratsfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Rolf Becker, auf die Ankündigung der Göttinger IGS und KGS, die Integration behinderter SchülerInnen schrittweise aufzugeben. „Die Entscheidung der IGS, Göttingens letzte Integrationsklasse an einer staatlichen Schule zu schließen, ist für die betroffenen Kinder eine Katastrophe“, so Becker. „Trotzdem ist diese Entscheidung angesichts der unzureichenden Förderung konsequent und politisch das richtige Signal: So kann es nicht weitergehen!“
Die Verantwortung für diese behinderten- und schulpolitische Bankrotterklärung tragen aus Sicht der GRÜNEN nicht die Schulen selber sondern die Regierungsparteien in Hannover. Seit Jahren hat das Kultusministerium die Integrationsklassen nur unzureichend mit Wochenstunden für speziell ausgebildete LehrerInnen und Betreuungspersonal ausgestattet. Die nächste Runde der Personalkürzungen steht unmittelbar bevor. „All unsere Bemühungen in Göttingen Integrationsklassen an den Regelschulen zu erhalten und einzurichten sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, so lange die Landesregierung nicht für angemessene Rahmenbedingungen sorgt.“
Ohne integrative Schulkonzepte bleibt für behinderte Kinder auch in Göttingen letztlich nur der Besuch der Förderschule, so Becker. Der Schulpolitiker weist in diesem Zusammenhang auf §4 des Landesschulgesetzes hin, der seit seiner Einführung im Jahr 1993 der „integrativen Unterrichtung“ gegenüber dem Besuch von Förderschulen in Niedersachsen eindeutig den Vorrang einräumt. „Die sogenannten Förderschulen sind Orte der gesellschaftlichen Absonderung“, so Becker. „Jedes Kind, das wir statt auf eine Regelschule auf eine Förderschule schicken, ist eins zu viel. Hohe Integrationsquoten wie in Finnland oder Italien (97%) erreichen wir aber nur, wenn wir uns vom Deutschen Sonderweg der Sonderschulen (12,8%) ein für allemal verabschieden und unser Regelschulsystem konsequent für Behinderte öffnen.“ Auch wenn die Forderung des Göttinger Behindertenrates nach vollständiger Abschaffung der Förderschulen mit der neuen Landesregierung genauso wenig umsetzbar erscheint wie mit der alten, weist sie doch in die richtige Richtung.
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