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Für mehr Bildungsgerechtigkeit: Göttinger Ratsmitglieder fordern gemeinsam die Abschaffung der Langzeitstudiengebühren

14.06.22 –

Die Ratsfraktionen von PARTEI, Volt, B'90/die Grünen und Göttinger Linke sowie der Einzelabgeordnete Welter-Schultes (BfnS) fordern in einer Resolution zur kommenden Ratssitzung am 17.06. die Langzeitstudiengebühren abzuschaffen. Da die Erhebung von Studiengebühren durch das jeweilige Bundesland geregelt wird, soll sich die Stadt Göttingen beim Land Niedersachsen für die Aufhebung einsetzen.

Ratsherr Till Hampe (Volt) hierzu:
"Göttingen in eine Universitätsstadt, in der viele Studierende leben, die sich oft auch sozial oder ehrenamtlich engagieren. Diese Studierenden, die einen großen sozialen Beitrag in unserer Stadt leisten, die arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren, politisch oder sozial engagiert sind, oder durch Krankheit oder persönliche Umstände keine idealen Studienbedingungen haben, werden durch die Konsequenz einer effektiven Strafzahlung für ein zu langes Studium oft daran gehindert, dieses fortzuführen. Es liegt in der sozialen Verantwortung einer "Stadt, die Wissen schafft", die Schaffung eben dieses Wissens und die Lernenden gegen ungerechte Zwänge zu verteidigen."

Ratsfrau Helena Arndt (die PARTEI) ergänzt:
"Während sich die meisten anderen Bundesländer gegen eine Langzeitstudiengebühr entschieden haben, hält Niedersachsen weiterhin daran fest. Besonders für finanziell benachteiligte Studierende werden hierdurch oft unüberwindbare Hürden aufgebaut, die nicht selten zum Studienabbruch führen. Während finanziell abgesicherte Studierende sich die gebotene Zeit nehmen können, ihren individuellen Bildungsweg zu verfolge , entsteht für andere zu den Anforderungen des Studiums ein zusätzlicher Druck, dem längst nicht alle standhalten können. Angesichts der gesellschaftlich gewollten Inklusion ist dies ganz klar als rückständig zu benennen und manifestiert die Ungerechtigkeit unseres Bildungssystems, in dem noch immer die Herkunft maßgeblich über den Bildungserfolg eines Menschen entscheidet."


Die Resolution soll vor allem ein deutliches Signal nach Hannover sein, welches die schon vorhandene Kritik an den Langzeitstudiengebühren bestärkt.

Viviane Depping, neues Mitglied der GRÜNEN Ratsfraktion und Studierende dazu:
„Es kann nicht sein, dass Studierende, die sich für unterschiedliche Lerninhalte interessieren und ein breites Wissen sammeln wollen, aufgeben, weil sie sich das Studium nicht mehr leisten können. Was wir für die Zukunft benötigen, ist eine Generation, die sich den Herausforderungen, die bspw. der Klimawandel aber auch die Fragen nach sozialer Gerechtigkeit mit sich bringen, stellen kann. Existenzielle Ängste leisten sicherlich keinen Beitrag auf dem gefestigten Weg ins Berufsleben. Es muss die Möglichkeit geben sich auszuprobieren und unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln."


Nornia Marcinkiewicz, sozialpolitische Sprecherin der Göttinger Linke-Ratsfraktion, ergänzt:
"Angesichts der schon jetzt gestiegenen Lebenshaltungskosten und der noch zu erwartenden Preissteigerungen wird sich das Problem noch weiter verschärfen. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Studium wieder etwas für Kinder aus wirtschaftlich besser gestellten Haushalten wird. Zudem ist die Forderung, die dahinter steht - möglichst schnell durch das Studium zu kommen - längst nicht mehr zeitgemäß. Unsere Lebenserwartung ist gestiegen, die Arbeitswelt und unsere Lebensentwürfe haben sich jetzt schon gewandelt und werden es noch. Was soll also der Zeitdruck? Weder darf ein längeres Studium zu einem Privileg werden, noch sollte es gesellschaftlich als negativ bewertet werden."

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