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Erweiterung des Göttinger Schulangebots

01.01.70 –

Die CDU beantragt Neugründung einer Oberschule in Göttingen

 

Pressestatement Susanne Stobbe – Fraktionsvorstand und Mitglied im Schulausschuss:

Göttinger Tageblatt: Sehen Sie einen grundsätzlichen Mehrbedarf an Schulangeboten für leistungsschwächere Schüler in Göttingen, unabhängig von der Schulform?

 

Susanne Stobbe: Ja, wir brauchen generell zusätzliche Schulplätze in Göttingen, aber warum sich ein solches Angebot in erster Linie an die „leistungsschwächeren“ Schüler*innen richten soll, erschließt sich mir nicht. Was wir brauchen ist ein zusätzliches Angebot für Schüler*innen mit unterschiedlichen Neigungen, Fähigkeiten und Begabungen.

 

Göttinger Tageblatt: Ist aus Ihrer Sicht das Angebot mit den vorhandenen Gymnasien, Gesamtschulen und der Bonifatius-Oberschule derzeit ausreichend?

 

Susanne Stobbe: Wenn damit das Schulform-Angebot gemeint ist: Ja, ABER es fehlt ein ausreichendes Angebot an Schulplätzen. Insbesondere, wenn die IGS Bovenden ihre Zügigkeit verringert. 
Die Anziehungskraft der Göttinger Stadtschulen auch im Landkreis ist sehr hoch. Außerdem ziehen im laufenden Schuljahr noch Schüler*innen nach Göttingen zu, die Gesamtschulplätze sind ausgeschöpft und die Gymnasien sind nur sehr eingeschränkt bereit, diese Kinder aufzunehmen. Die fünf Göttinger Gymnasien schulen in ihren höheren Jahrgängen der SEK I Schüler*innen ab, die dann auch in die Gesamtschulen gehen müssen, obwohl deren Jahrgänge voll sind.  Aber daraus den Schluss zu ziehen, wir kehren in Göttingen zum dreigliedrigen Schulsystem zurück, halte ich für falsch.

 

Göttinger Tageblatt: Was soll aus Ihrer Sicht mit der Heinrich-Heine-Schule passieren, nachdem diese 2020 als Hauptschule ausgelaufen sein wird?

 

Susanne Stobbe: Die Astrid-Lindgren-Schule benötigt dringend zusätzliche Räume in der Heinrich-Heine-Schule. Außerdem wäre eine Nutzung durch die Produktionsschule denkbar, die auf der Suche nach einem zweiten Standort ist. Gründen wir in Göttingen eine neue Schule, wäre die Heinrich-Heine-Schule eine der möglichen Orte dafür. Das Gebäude sollte auf jeden Fall weiterhin als Schulgebäude genutzt werden.

Göttinger Tageblatt: Was spricht aus Ihrer Sicht konkret für bzw. konkret gegen die Einführung einer zweigliedrigen Oberschule (Haupt-/Realschule ohne Gymnasialzweig, so wie es die CDU-Fraktion vorgeschlagen hat)?

 

Susanne Stobbe: Für die Neugründung einer Oberschule spräche: es werden zusätzliche Schulplätze in Göttingen geschaffen und damit die bestehenden Gesamtschulen deutlich entlastet. Im Moment arbeiten nur die Grundschulen als inklusive Schulen. Außerdem würde §59 des Niedersächsischen Schulgesetzes auch in Göttingen wieder greifen, d.h. die Gesamtschulen wären wieder „ergänzende“ und nicht mehr „ersetzende Schulform“ wie im Moment. Dies würde zu geänderten Aufnahmebedingungen an den Grundschulen führen.

„Übersteigt die Zahl der Anmeldungen die Zahl der verfügbaren Plätze, so werden die Plätze durch Los vergeben.“ (§59a NSchG) Zurzeit müssen alle Familien, die einen Platz an einer Grundschule anwählen, auch einen Platz erhalten. Diese Verpflichtung würde bei Gründung einer Oberschule von den Gesamtschulen auf die Oberschule übergehen. Es gäbe in Göttingen wieder freie Schulplätze für zuziehende und/oder abgeschulte Kinder von Gymnasien.
Gegen die Einführung einer Oberschule und damit der Rückkehr zum dreigliedrigen Schulsystem spricht die leistungsbezogene Aufteilung von Schüler*innen. Die schulische Praxis an den Gesamtschulen zeigt doch, dass durch gemeinsames Lernen alle Kinder profitieren, also leistungsstärkere, leistungsschwächere und auch inklusiv beschulte Kinder. Eine Separierung der Schüler*innen nach Leistungsstand am Ende der 4. Klasse bremst die Entwicklungschancen der Kinder und ihrer Leistungspotenziale. Somit entspricht dies weder der Verbesserung der Chancengerechtigkeit noch der Abkoppelung der Bildungschancen von der ethnischen und sozialen Herkunft. Eine Schule für ALLE ist auch eine Schule der Demokratie.

Die Neugründung einer neuen Schule braucht ein gutes pädagogisches Konzept und die Schaffung von Gelingensbedingungen, damit diese Schule sich in der Göttinger Schullandschaft einen eigenen, selbstbewussten Platz erarbeiten kann. Das braucht eine ausreichende Vorbereitungszeit und Menschen, die diesen Gründungsprozess unterstützen und bestenfalls später darin arbeiten. Also ist entsprechender zeitlicher Vorlauf für eine Planungsgruppe notwendig und frühester Starttermin für eine neue Schule sollte der 01.08.2020 sein.

 

 

Kontakt:

Susanne Stobbe, Vorstand GRÜNE Ratsfraktion und GRÜNE im Schulausschuss, suse.stobbe@remove-this.online.de          

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